„Schalt ihn doch einfach aus.“ Doch so leicht ist es dann eben doch nicht. Der liebe Föhn ist dem Innsbrucker Hausberg ein treuer und unliebsamer Begleiter. Woher kommt er? Wohin geht er? Wer mag ihn? Wir sind dem gefürchteten „Lüftchen“ auf die Spur gegangen.

Der Patscherkofel keucht, der Wind stürmt, die Bahn steht. In den vergangenen Wochen und Monaten war der unliebsame Föhn ein großes Gesprächsthema rund um den Innsbrucker Hausberg. Auch die Patscherkofelbahn NEU und der Skibetrieb hatten mit dem legendären „Lüftchen“ nicht selten zu kämpfen. Treue Wegbegleiter sind sie, aber dicke Freunde werden der Kofel und der Föhn mit Sicherheit nicht mehr.
Gemeinsam mit Dr. Michael Winkler von der ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik) sind wir dem Phänomen „Föhn“ auf den Grund gegangen.

Herr Winkler, der Patscherkofel ist seit vielen Monaten im Dauergespräch bezüglich Föhn und Wind. Eigentlich sind beide treue Begleiter. Wie kommt diese „Zwangsheirat zustande“?

Der Patcherkofel steht in der direkten Verlängerung der Brennersenke, dem tiefsten Einschnitt des Alpenhauptlkamms weit und breit, und des gerade nach Norden verlaufenden Wipptals. Genau hier strömt die Luft am besten über die Berge. Hierdurch bahnt sich der Föhn dann seinen Weg.

Welchen Mechanismen liegt der Föhn dann genau zugrunde?

Wichtig ist, dass es auf der einen Seite eines Gebirges einen höheren Luftdruck hat, als auf der anderen. So muss die Luft das Gebirge überströmen. Auf der sogenannten Lee-Seite (dort wo der niedrigere Druck ist) kommt es dann zu Föhn. Eine gute Beschreibung liefert Wikipedia.

Gefühlt gibt es sehr viele Tage mit starkem Wind am Patscherkofel. Gibt es hier eine genaue Statistik. Ist diese Einschätzung richtig?

Diese Frage ist ad hoc nicht zu beantworten. Wir führen keine Föhn-Statistik für den Patscherkofel. Das Besondere ist aber sicher seine Exponiertheit gegenüber dem Südföhn. Auch andere Berge sind stark Föhn-exponiert. Der Patscherkofel ist hier sicher auch deshalb so bekannt, weil es eine lange Messreihe gibt und er der Hausberg einer bekannten Stadt ist.

Kann man die Häufigkeit zumindest den Jahreszeiten zuordnen?

Am meisten Föhntage in Innsbruck(!) gibt es eindeutig im Frühjahr, gefolgt vom Herbst. Im Winter und Sommer gibt es etwa gleich oft Föhn, jedenfalls weniger häufig als in den beiden anderen Jahreszeiten. Am Patscherkofel wird es wohl ähnlich sein.

Ab wieviel km/h spricht man von Föhn, aber wann von Orkan? Gibt es hier überhaupt einen Unterschied in der Definition?

Für „Föhn“ gibt es keine klare Definition nach „Geschwindigkeit“. Von Orkan spricht man offiziell ab 118km/h, egal ob es sich um einen Föhnwind handelt, um Gewitterböen oder irgendeine andere Art von Sturm. Die Skala gibt es hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Beaufortskala

Nach dieser Skala gibt es für den Mensch ab knapp 52 km/h, also Stufe sechs merkliche Auswirkungen, ab Stufe sieben (rund 61 km/h) Widerstand und Behinderungen. Was war denn die höchste Geschwindigkeit die jemals am Patscherkofel gemessen wurde?

Offizieller Rekord der ZAMG Wetterstation am Patscherkofel: 216km/h am 6.11.1997 (Messungen stehen seit 1977 zur Verfügung.).

Wie setzt sich die Messung zusammen? Wie wird die Durchschnittgeschwindigkeit in der Regel gemessen?

Heutzutage wird mit Ultraschall-Anemometern gemessen. Als Durchschnittsgeschwindigkeit versteht man im Allgemeinen ein Mittel über 10-Minuten, Böen sind 2-Sekunden-Werte.

Vielen Dank für das Gespräch

#MeinPatscherkofel