Wir alle kennen ihn, manche fürchten ihn und einige verehren ihn regelrecht: Den Föhn. Nicht zu verwechseln mit dem Fön, obgleich die warme Luft unbestreitbar beiden „Winden“ zu eigen ist. Am Patscherkofel spricht man dabei genaugenommen von „Südwind gekoppelt mit Föhn in den Alpentälern nördlich des Alpenhauptkammes“.

Der Föhn ist bekanntlich ein trockener und warmer stürmischer Wind **im Gebirge**. Jeder, der die Schneeberge im Winter vor seinem Fenster bei Plusgraden regelrecht innerhalb von Minuten hat dahinschmelzen sehen, weiß wovon ich rede. Der Wind kann dabei stetig wehen oder in Böen mit mehr als 250 km/h.

Die Definition der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) lautet hierzu übrigens: „Ein Föhn ist in der Regel ein Wind auf der Leeseite eines Gebirges, der beim Abstieg eine Erwärmung und Trocknung erfährt. Die treibende Kraft sind entweder synoptische (Anm.: Synopse bedeutet so viel wie „Gesamtschau, Zusammenschau“) Strömungen oder ein Druckgradient (Anm.: gemessen in hPa/m) über dem Gebirge, aber keine katabatischen (Anm.: kalter Fallwind) Effekte.“

Mittels der Druckdifferenz zwischen Bozen und Innsbruck lässt sich Föhn bei uns mittlerweile recht gut prognostizieren. Bei positiver Druckdifferenz (Innsbruck hat dann den tieferen Druck als Bozen) und einem Unterschied von mindestens 4 hPa kann mit Föhn in den Alpentälern gerechnet werden. Dann weht wieder eine ordentliche Brise durch Innsbrucks Gassen und viele Menschen klagen in diesem Zusammenhang über Herz- und Kreislaufprobleme oder Kopfschmerzen.

Andere aber suchen den Kick und möchten die Nase in den Wind halten. Und da bietet sich die exponierte Lage unseres Kofels natürlich bestens an. So wie in Amerika die Tornado Hunter, so gibt es in Tirol die Föhnjäger. Deren Herz hüpft bei Windstärken von mehr als 160 km/h tatsächlich vor Freude höher, während jeder „normale“ Mensch nur noch versuchen würde, die Augen fest zusammenzukneifen und irgendeinen Strohhalm zum Festklammern zu erwischen. Die stärkste Windböe wurde am Patscherkofel übrigens am 06.11.1997 mit sage und schreibe 216 km/h gemessen. Windspitzen über 160 km/h treten im Schnitt 2x im Jahr auf, über 150 km/h ca. 4x pro Jahr. Der Lieblingsmonat aller Föhnverrückten dürfte übrigens der Oktober sein – Kopfwehalarm für alle anderen! Ein Lichtblick für alle Talbewohner: Im Frühjahr und Herbst ist der Föhn zwar oftmals bis in die tiefen Lagen spürbar, doch im Sommer und Winter streicht der warme Wind aufgrund veränderter Windlagen meist unbemerkt über den Köpfen der Städter hinweg, auch wenn es oben am Berg zu heftigen Böen kommt. Neben diesen Extrem-Wetter-Fans gibt es natürlich auch diejenigen, die sich von Berufswegen für solche außerordentlichen Wetterphänomene begeistern. Alexander Gohm ist einer von ihnen. Der Meteorologe und Föhnforscher erhielt unlängst den Weiss-Preis für seine Arbeit an den Vorhersagen von gefährlichen Turbulenzen. Gerade für den Flugverkehr sind diese Erkenntnisse von unschätzbarem Wert.

Am Institut für Atmosphären- und Kryosphärenwissenschaften der Uni Innsbruck wird sich Gohm die kommenden drei Jahre intensiv mit der Entstehung von Föhnwinden beschäftigen. Während der Innsbrucker Meteorologe Heinrich von Ficker Anfang des 20. Jahrhunderts für seine Forschungen zum Phänomen Föhn noch auf Ballonfahrten zurückgreifen musste, fährt Gohm heute ganz andere Geschütze auf: Sein Forschungsflugzeug ist mit den modernsten Messgeräten ausgestattet und soll die erhofften Erkenntnisse bringen. "Wir hoffen, am Ende die Prognosequalität von numerischen Wettervorhersagemodellen über komplexem Gelände zu verbessern", so der Wunsch des Forschers. So oder so – für mich bleibt der Föhn ein Phänomen für sich. Und seien wir einmal ehrlich: Irgendwie gehört dieser warmtrockene Wind doch auch zu Innsbruck dazu – da lohnt sich dann auch der Aufstieg auf den Patscherkofel ganz besonders, denn die Fernsicht ist einfach atemberaubend!

Aufgewachsen in Bayern, nicht unweit der Berge, hat es Linda schon immer in die Berge gezogen. Nicht verwunderlich also, dass es sie nach Innsbruck verschlagen hat. Für eine Marketing-Agentur schreibt Linda Texte, die den Leser mit ihrer Berg-Begeisterung anstecken sollen. Ihre Freizeit verbringt sie umtriebig Winters wie Sommers in den Bergen.